top of page

Löffel Nr. 3: Reste-Essen deluxe. Vegetarisch & häppchenweise mit selbstgemachten Mini-Piroggen.

  • Autorenbild: Lena
    Lena
  • 22. Sept. 2020
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Sept. 2020

Diesmal habe ich meinen Kühlschrank nach Resten durchforstet und daraus innerhalb von 60 Minuten ein herzhaftes Festessen kreiert.

Diese leicht abgewandelte #vegetarische Variante des polnischen Gerichts war das erstaunliche Ergebnis meines kleinen Experiments, das mich nicht nur keinen Cent gekostet, sondern darüber hinaus auch vieles verdeutlicht und Demut gelehrt hat. Hier die Geschichte zum Löffel.



In Nussbutter geschwenkte Mini-Pirogge mit Kartoffel-Parmesanfüllung, gesüßter Aprikose und Kartoffelchip auf einem Selleriepüree und einem kräftigen Pilz-Sud


Also stelle ich meinen Timer auf 60 Minuten ...

...und überraschenderweise finde ich noch viele fantastische Zutaten in meinem Kühlschrank, die ich schon beinahe vergessen hatte, wie z.B. ein kleines Stück Knollensellerie, einen angebrochenen Becher frische Sahne und frische Pilze. Im Regal liegen außerdem noch zwei kleine mehligkochende Gunda-Kartoffeln, die dringend weg müssen. Vergangene Woche war eine sehr gute Freundin zum Essen bei uns. Von diesem Treffen sind noch ein paar gesüßte Dosen-Aprikosen übrig geblieben. Diese möchte ich nach Möglichkeit auch unbedingt noch verarbeiten.

Fast selbstverständlich greife ich zu Stift und Papier, so wie es die Coaches von The Taste immer ihren Kandidaten anraten. Das mache ich sonst nie und es fühlt sich irgendwie total fremd an. Die mir zur Verfügung stehenden Zutaten liegen vor mir ausgebreitet auf dem Tisch. Intuitiv entscheide ich mich für eines meiner Lieblingsgerichte - Polnische Pierogi klassisch mit Kartoffelfüllung, und mache eine grobe Skizze von meiner Löffel-Idee. In meinem Kopf gehe ich kurz durch, welche Arbeitsschritte ich nacheinander angehen würde. Dann lege ich los.


Da sind zunächst einmal die Kartoffeln für die Füllung, die noch gekocht werden müssen. Aus der Schale,- kommt mir plötzlich der genialen Gedanke -, könnte ich ja einen knusprigen Kartoffelchip machen. Am liebsten würde ich ihn in Öl ausfrittieren, aber alle meine Töpfe und Pfannen sind bereits in Benutzung. Daher entschließe ich mich für die Zubereitung im Ofen. Kurz Öl und Salz an die Haut-Chips, - dann ab in den Ofen damit! Danach bereite ich das Selleriepüree und den Pilz-Sud vor. Beides in feine Würfel schneiden und ab damit in die Töpfe und Pfannen. Während der Sellerie in der Sahne mit etwas Zitronensaft vor sich hin köchelt und die Pilze in ihrer eigenen Brühe vor sich hin sieden, mache ich mich schließlich an den Pasta-Teig.



Der Pasta-Teig ist eine echte Premiere für mich, - nie zuvor habe ich frische Pasta für mich selbst zubereitet. Doch stand ich öfters daneben oder habe im Fernsehen zusehen dürfen, wie das Ergebnis idealerweise aussehen sollte. Allerdings befinden wir uns gerade mitten in den Umzugsvorbereitungen und daher sind all' meine Pasta-Rezepte bereits in irgendwelchen Kartons verstaut. Kurz ein Blick auf die Uhr: noch 45 Minuten. Soll ich im Internet nach einem Rezept suchen? Nein. Kurzerhand entscheide ich mich für die weitaus riskantere Lösung, das Rezept aus dem Kopf abzurufen. Da ich erst Anfang des Jahres einen Pasta-Kochkurs besucht hatte, glaube ich fest daran, dass ich das schaffen kann. Aus Mehl und Eiern zimmere ich einen Teig zusammen, der zwar ok, aber sicherlich noch weit davon entfernt ist, einen glaubwürdigen Pasta-Teig abzugeben. Doch für die Mini-Pirogge reicht es allemal. Schnell mit einem frischen, leicht angefeuchteten Küchentuch zudecken und an anderer Stelle weitermachen! Doch da macht mir Kater Toddi einen Strich durch die Rechnung. Ständig schlängelt er sich zwischen meinen Beinen hindurch und miaut dabei herzzerreißend. "Schon wieder hungrig?", frage ich ihn schließlich. "Miau-oo!" Ok. Schnell reiße ich also eine Dose Katzenfutter auf, um Toddi zu besänftigen und - es klappt!


Plötzlich nehme ich einen leicht verbrannten Geruch wahr. Oh nein - habe ich etwa den Kartoffel-Chip vergessen? Ein schneller Blick in den Ofen verrät - es ist kurz vor knapp. Die Kartoffel-Haut-Chips sind genau richtig, bloß etwas zu salzig geraten. Daher breche ich einfach die schönsten Ecken heraus. Nun noch etwas Sojasauce an den Pilz-Sud geben, der jetzt schon herrlich kräftig nach Champignons duftet. Dann versuche ich den Sellerie zu pürieren. Eigentlich war der Plan, ihn von Hand durch ein feines Sieb zu streichen, da ich keinen Pürierstab besitze. Er ist noch zu fest - Mist! Der muss noch ein paar Minuten kochen. Wirft mich das jetzt etwa zeitlich zurück?



Juhu, die kleinen Kartoffeln sind gar! Diese möchte ich zu einem Brei zerstampfen, doch meine einzige Schüssel ist noch voller Pasta-Reste. Schnell wasche ich die Schüssel aus und bereite darin eine Füllung aus Parmesan, Kartoffel, Sauerer Sahne und etwas Oregano zu. Nun muss die Piroggen nur noch füllen. Aber dann... Der Pasta-Teig ist zu feucht und haftet an der Unterfläche an. Ich habe die Arbeitsfläche zu wenig mehliert. Mit einem flachen Messer kann ich den Teig jedoch Gottseidank vorsichtig vom Boden lösen.

Noch einmal schaue ich, wo ich zeitlich stehe. Langsam werde ich schon sehr nervös: nur noch 20 Minuten. Nun wandern die kleinen Piroggen endlich in das gesalzene Nudelwasser und bereits jetzt kann ich gut nachempfinden, wie sich die Kandidaten fühlen müssen, - zumal ja der Druck im Studio allein durch die Anwesenheit des Kamerateams und der Coaches um ein vielfaches höher sein muss!


Doch das Selleriepüree ist immer noch nicht fertig! Und auch die kleinen Deko-Elemente, wie die Aprikosen, die Chips und Pilze müssen noch vorbereitet und auf den Löffel gebracht werden. Schnell bereite ich schonmal meine zwei Löffel vor. Doch die Umzugskartons stehen auf der Fensterbank, wo ich sie für Gewöhnlich anrichte. Ich überlege, wohin mit den Kartons und stelle sie in den Flur, damit ich nicht beim Kochen noch darüber stolpere. Außerdem fängt dieses Selleriepüree langsam an mich zu nerven. Denn es will sich einfach nicht durch das Sieb streichen lassen. Daher entscheide ich mich, das Püree im Mixer zuzubereiten, auch wenn dieser viel zu grob arbeitet. Nach ca. 5 Minuten habe ich endlich ein anständiges, perfekt abgeschmecktes Püree zustande gebracht. Zwischendurch habe ich es auch noch geschafft, meinen Spritzbeutel mit der Sauren Sahne zu füllen. Endlich beginne ich mit dem Anrichten. Noch 6 Minuten. Erst den Sud unten auf den Löffel geben, dann das Püree. Die heißen Piroggen habe ich direkt aus dem Nudelwasser gefischt und schwenke sie abschließend noch einmal kurz in der Pfanne durch eine wohlduftende, herrlich schäumende Nussbutter.




Himmlische Düfte breiten sich in der ganzen Küche aus. Es riecht wie ein Herbstspaziergang durch polnische Wälder (habe ich zwar noch nie gemacht, aber so stelle ich es mir vor). Das münzgroße Piroggen-Täschchen setzte ich zum Schluss oben auf, lege zur Deko einen im Sud geschwenkten Pilz, sowie ein Stück Aprikose dazu, überstreue alles mit ein bisschen Parmesan und stecke den Kartoffelchip vorsichtig ins Püree. Dann noch ein ganz ganz kleiner Spritzer dunkles Balsamico-Essig, Saure Sahne aus dem Spritzbeutel daneben getupft und ein Petersilienblättchen für's Auge...Fertig! Gespannt sehe ich auf's Handy. Was sagt die Uhr? Noch 2 Minuten?! Erleichtert atme ich auf und grinse glücklich in mich hinein. Ich kann es zunächst gar nicht fassen - ich habe es tatsächlich geschafft! Kater Toddi blinzelt mir zuversichtlich und anerkennend zu. Und das Küchenchaos scheint bereits vergessen, als ich voller Stolz und Genuss schließlich meine neue Kreation probiere und in den polnischen Herbstwald eintauche.



Für mich war das Ergebnis - dafür, dass ich Reste verwertet habe - nicht nur überraschend schön. Dieses kleine Selbstexperiment war zudem äußerst lehrreich für mich und hat mir gezeigt, wo ich kulinarisch wie auch technisch an meine Grenzen stoße.

Zum einen hat es mir bestätigt, dass ich unbedingt mein Küchen-Equipment erweitern sollte, vor allem um mir zeitlich einen Gefallen zu tun.

Zum anderen hat es mir verdeutlich, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist, wenn man unter Zeitdruck kocht und dass das Zeitmanagement bei jedem noch so kleinen Ausrutscher sofort kippen kann, indem man z.B. den Überblick verliert. Mehr denn je habe ich sehr großen Respekt vor der Leistung der Kandidaten, die sich während der Show immer wieder diesem Zeitdruck aussetzen, mit unvorhergesehenen Eventualitäten und Pannen umgehen lernen und in brenzligen Situationen schnell Entscheidungen fällen müssen.

Und was nehme ich noch aus dieser Erfahrung mit? Der Kühlschrank steckt meist voller fantastischer Zutaten, die sich auf so viele Weisen kreativ zu einem tollen Rezept zusammenstellen lassen. Daher beschließe ich für mich, noch öfter in meinen Kühlschrank zu schauen und mich einfach von den Zutaten inspirieren lassen. Denn schließlich geht es mir ja auch genau darum - mich und andere zu inspirieren, günstig, nachhaltig und gesund zu kochen.


Morgen geht es weiter bei The Taste. Diese Folge werde ich sicherlich mit anderen Augen sehen. Doch ich bin wie immer gespannt & fiebere mit allen mit.


Nächste Woche gibt es dann auch wieder von mir was auf die Löffel ;) - bleibt auf jeden Fall gespannt!


Eure Lena






Comentários


PER E-MAIL ABONNIEREN

Merci!

bottom of page